Zum Tode von Werner Ruoff:

Veröffentlicht am 04.08.2023 in Nachruf

Werner Ruoff

Am 24. Juli 23 starb nach einem erfüllten Leben mit über 90 Jahren Werner Ruoff aus Giengen. Man hörte es sein ganzes Leben lang, dass er in Schnaitheim aufgewachsen war. Seine Sprache war klar und direkt, kurze Sätze waren ihm wichtig. Auch in seinen Publikationen und Leserbriefen, die er immer wieder einmal schrieb. Dabei war die Botschaft immer eindeutig. Der Einsatz für Menschen, die nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden waren. Stets achtete Werner Ruoff darauf in seiner Argumentation nicht polemisch zu werden, oder den Gegenüber persönlich aufs Korn zu nehmen. Das war ab und an schwierig. Der langjährige Chefredakteur der Ulmer Südwestpresse, die den Mantel für die Heidenheimer Zeitung liefert, Jörg Bischoff, musst sich regelmäßig damit auseinandersetzen, dass seine zum Teil bösartigen Kommentare über die SPD nicht unerwidert blieben.

Nein, diese Kommentare lies Werner Ruoff nicht durchgehen, im Gegenteil: „Wenn wir dazu nichts sagen, denken die Menschen womöglich, dass der Bischoff recht hat.“ Bischoff hatte nicht recht, Werner Ruoff ließ ihn das immer wissen.

 

Werner Ruoff, ein Kind des 2. Weltkriegs, geboren 1932, trat 1966 der SPD bei. Es war eine Beziehung, die erst sein Tod beendete. Er war Denker, Motor, Aktiver, Plakatierer und Organisator der SPD im Landkreis Heidenheim. 17 Jahre lang führte er von 1975 bis 1992 den SPD-Kreisverband als Vorsitzender. Kaum zu glauben, dass er immer versuchte, andere in den Focus zu stellen. Als Gewerkschafter und Betriebsrat setzte er sich sein ganzes Berufsleben für die Arbeitnehmer ein. Der Sozialstaat, so sein Credo, ist das höchste Gut, dass die Arbeiterbewegung nach dem 2. Weltkrieg geschaffen hatte. Zusammen mit der 2. deutschen Demokratie. Er vergaß nie, woher er kam, dass er in wirklich schlechten Zeiten aufgewachsen und sozialisiert worden war. Und beileibe rief er nicht immer Hurra, wenn seine Partei die SPD, neue Ideen fokussierte, die aus seiner Sicht die kleinen Leute zu wenig berücksichtigte. Er brachte sich ein, stets hervorragend informiert, klar in der Sprache und auch immer bereit für seine Interessen einzutreten. Das machte ihn nicht unbedingt zu einem einfachen Menschen. An sein breites Grinsen werden sich viele erinnern, wenn er sich zu sehr später Stunde noch einmal zu Wort meldete, um für seine Belange zu streiten. Wie sein großes politisches Vorbild, Helmut Schmidt, war Werner Ruoff pragmatisch. „Lieber setze ich 51 Prozent meines Vorhabens um als gar nichts, damit können die Menschen nichts anfangen.“

 

Durchhaltevermögen, das hatte er. Gestählt in zahlreichen Tarifauseinandersetzung als Betriebsrat und Gewerkschafter. Somit wussten immer alle, woran man mit ihm war.

 

Werner Ruoff war auch außerhalb der Politik aktiv. Bei den Altersgenossen, beim Wandern im Hochgebirge, bei der Arbeiterwohlfahrt, wo er für lange Jahre bei der Stadtranderholung des AWO-Ortsvereins Giengen mitmachte, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Oft konnte man sehen, wie sehr er sich freute, wenn die Kinder einen schönen Tag beim Naturfreundehaus Hasenloch verbracht hatten.

 

Und Werner Ruoff half. Ohne Worte zu machen. Als es darum ging im Rahmen der großen Flüchtlingswellen, schon Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, kamen viele Flüchtlinge aus Afghanistan, die viele Kinder mitbrachten, war er einer der ersten, die, während andere noch in Kostendiskussionen verstrickt waren, seinen Geldbeutel zückte und 10 Kindern die Teilnahme an einer Ferienfreizeit ermöglichte.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands im Landkreis Heidenheim und in der Stadt Giengen verliert einen Menschen, der über zwei Generationen hinweg immer präsent war, bis ins hohe Alter, der viele von uns immer wieder motiviert hat, ein Beispiel dafür war, was Überzeugung ausmacht.

 

Wenn man hinter seine bewusst nach außen getragene raue Schale kam, traf man auf einen belesenen, humorvollen und sensiblen Menschen.

Zahlreiche Erinnerungen an ihn werden präsent bleiben.
 

Der an Körpergröße nicht sehr große Mann hat tiefe Spuren hinterlassen.

 

Stefan Oetzel
Regionalgeschäftsführer

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