Energiewende – Und den Atommüll vor der Haustüre

Veröffentlicht am 03.05.2014 in Veranstaltungen

Nattheim: Wer geglaubt hat, dass mit dem Beschluss aus der Kernenergie auszusteigen das Thema niemand mehr interessiert, der hat sich getäuscht. Schon kurz vor 19:00 Uhr waren alle der 240 Stühle, die die SPD für die Besucher aufgestellt hatten, belegt. Nachdem weitere Stühle aufgestellt waren, eröffnete der Pressesprecher des SPD-Kreisverbands Heidenheim, Dr. Florian Hofmann, die Veranstaltung.

Ein kompetentes Podium war für die Veranstaltung gewonnen worden:

Von links nach rechts:

Dr. Brammer, die Organisatoren Michael Singer und Dr. Florian Hofmann, Bürgermeister Bereska, Ute Vogt MdB, Ortsvereinsvorsitzender Erwin Schöfl, Fraktionsvorsitzender Günter Paschaweh, Dieter Majer, Christian Islinger und Moderator Dr. Rösler

Dr. rer. nat. Klaus-Jürgen Brammer
Leiter der Abteilung „Grundsatzfragen Endlagerung“ der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS) und Geschäftsführer der „Brennelementelager Gorleben GmbH“

Dipl. Ing. Dieter Majer, Ministerialdirigent a. D.
gebürtiger Nattheimer und von 1999 bis 2011 Leiter der „Abteilung für Sicherheit in kerntechnischen Einrichtungen“ im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Christian Islinger
Stellvertretender Betriebsrat Erkundungsbergwerk Gorleben der „Deutschen Gesell­schaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH“ (DBE)

Norbert Bereska
Bürgermeister der Gemeinde Nattheim und Vorsitzender des Aktionsbündnisses
„Atommüll-Lager in Nordschwaben – Nein danke!“

Ute Vogt, MdB
Stellvertretende Vorsitzende SPD-Bundestagsfraktion für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie stellv. Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Mitglied im 1. Untersuchungsausschuss Gorleben

Moderation: Dr. Stefan Rösler, freier Moderator und Coach, Stuttgart

 

Volles Haus in Nattheim: Über 300 Interessierte folgten der Podiumsdiskussion und diskutieren mit den Experten.

Dr. Rösler befragte das Podium zuerst nach ihrem Zugang zum Thema. Interessant waren die Antworten. Dr. Brammer, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen Endlagerung, hatte sich schon während seines Studiums am Thema festgebissen. „Irgendwie dachte ich, dass ich das 10 Jahre lang mache, dann suche ich mir einen anderen Job“. Dieter Majer, ein gebürtiger Nattheimer, mittlerweile offiziell im Ruhestand, berät nach wie vor zahlreiche Bürgerinitiativen und auch z.B. die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 – die Grünen. Sein zentrales Statement des Abend war: „Abschalten von allen noch verbliebenen Atomkraftwerken.“ Diese Forderung wurde mit großem Beifall quittiert.

 

Die Organisatoren: Günter Paschaweh und Dr. Florian Hofmann

Bürgermeister Norbert Bereska wurde auch nach seinem Zugang zum Thema befragt. Er berichtete wir er schon 1986 im Rahmen der Tschnobylkatastrophe damit beauftragt war, als damaliger Hauptsamtsleiter der Gemeinde Königsbronn, den Sand auf den Spielplatz wechseln zu lassen. „Damals habe ich gelernt, dass oftmals nicht die Wahrheit gesagt worden war. Die Katastrophe war aber sehr real und sie war bei uns vor Ort“.

Die Experten Dr. Brammer und Dieter Majer.

Natürlich wurde auch „die Politik“ befragt. Nachdem der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonenen von den Grünen kurzfristig abgesagt hatte, wurde dieser Part von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Ute Vogt, die für die SPD-Bundestagsfraktion dieses Thema organisiert und begleitet, übernommen. Vogt konstatierte, da ihr in der Debatte vorgeworfen war, dass bis 2022 noch weitere 3000 Tonnen hochradioaktiver Atommüll produziert werden, dass der Rahmen des Ausstiegs von politischen Mehrheiten abhänge. Mehr sei mit dem Koalitionspartner CDU momentan nicht möglich, sie bedauere dies sehr.

Moderator Dr. Stefan Rösler und die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Vogt

Nachdem das Podium verschiedene Themenkomplexe angerissen hatte, stellten zahlreiche Besucherinnen und Besucher ihre Fragen. Warum kann der Ausstieg nicht schneller vollzogen werden? Ist es tatsächlich möglich ein Endlager einzurichten? Warum dauert diese Debatte so lange? Wenn man die Menschen und die Bürgerinitiativen nicht mit ins Boot nimmt, dann wird man nie ein Endlager haben. Warum muss der Atommüll durch das Land transportiert werden? Und und und

Christian Islinger, Betriebsrat im Erkundungsbergwerk Gorleben

Sehr interessant waren die Dimensionen und die Zeitschiene, in der man sich bewegt. Der hochstrahlende Atommüll muss, laut den Experten ca. 1 Million Jahre lang gelagert werden. Das heißt auch, dass das Lager bewacht und betreut werden muss. Dieter Majer verglich die Zeitspanne mit der bisherigen Geschichte der Menschheit. Bezugsgröße sei ein Meter, so ist die Zeit seit der Geburt von Jesus Christus mit gerade einmal 2 Millimetern anzusetzen. Islinger stellte fest, dass wir bis zum Jahr 2050 wohl kein Endlager für radioaktive Abfälle in Deutschland habern werde. Das Thema werde uns noch viele Jahr beschäftigen.

Auch von dieser Tatsache, so Ute Vogt, dürfe man sich nicht abschrecken lassen. Alle, dabei blickte sie in den Saal, seien gefordert am Ball zu bleiben und weder den Kopf in den Sand zu stecken, noch zu resigieren. Man sei auf dem Weg, auch die großen Energiekonzerne müssten aktzeptieren, dass die Kernenergie in Deutschland keine Chance mehr habe, jetzt gelte es die Nutzung der alternativen Energien voranzutreiben.

Schnell zeigte die Uhr 21:30 Uhr. Erwin Schöfl, Vorsitzender der SPD in Nattheim, bedankte sich bei den zahlreichen Besuchern und lud sie zu weiteren Gesprächen ein, was bei einem Getränk und einem Imbiss gerne genutzt wurde.

Die Initiatoren und Organisatoren des Abends Dr. Florian Hofmann und Michael Singer brachten es auf den Punkt: „Eine gelungene Veranstaltung!“

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